Verletzungen im Profisport
Ein alarmierender Anstieg von Verletzungen ohne gegnerische Einwirkung im Profisport erfordert einen neuen Ansatz für Training und Prävention
Verletzungen im Profisport
In den letzten Jahren ist im Profisport ein signifikanter Anstieg von Verletzungen ohne gegnerische Einwirkung zu beobachten. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, insbesondere angesichts der intensiven Betreuung, die Athleten durch medizinische Abteilungen, Physiotherapeuten und Athletiktrainer erhalten.
Trotz dieser umfangreichen Unterstützung wird Verletzungspech häufig als Ausrede verwendet, um die hohen Verletzungsraten zu erklären. Es zeigt sich jedoch, dass viele Rehabilitationsversuche scheitern und zu erneuten Rückschlägen führen. Dies deutet darauf hin, dass die derzeitigen Strategien und Maßnahmen unzureichend sind.
DAS PROBLEM MIT DEM TRADITIONELLEN KRAFTTRAINING

Darüber hinaus wird häufig auf lineare, isolierte Bodybuilder-Gym-Übungen zurückgegriffen, die für Fortbewegungsathleten wenig geeignet sind.
Solche Übungen stärken zwar einzelne Muskelgruppen, fördern jedoch nicht die funktionellen Bewegungsmuster, die für sportliche Aktivitäten erforderlich sind.
IGNORANZ NATÜRLICHER BEWEGUNGMUSTER

In der modernen Fußballwelt wird die Bedeutung natürlicher Bewegungsprinzipien übersehen.
Abweichungen in der Trainingsstrukturierung, die nicht im Einklang mit den genetischen Vorgaben stehen, die uns die Natur vorschreibt, führen zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit und Leistungseinschränkungen.
SYMPTOMBEHANDLUNG
STATT URSACHENFORSCHUNG

Oft wird nur die akute Schmerzlinderung in den Vordergrund gestellt, ohne die zugrunde liegenden Ursachen der Verletzungen zu analysieren und gezielte Korrekturen vorzunehmen.
Dies führt dazu, dass neue Verletzungen nicht effektiv verhindert werden.
PAUSCHALAUSWERTUNG STATT
INDIVIDUELLER FUNKTIONSANALYSE:

Ohne präzise Diagnosen und Bewertungen der individuellen Risikofaktoren ist es schwierig, präventive Maßnahmen zu ergreifen und gezielte Trainingsprogramme zu entwickeln.
Eine umfassende Neuausrichtung der Präventions- und Rehabilitationsstrategien ist notwendig:
1. Tiefgehende Ursachenanalyse
2. Verbesserte Risikoevaluation
3. Funktionelle Trainingsansätze
Der Schlüssel zur Verletzungsprävention liegt in einem proaktiven, ganzheitlichen Trainingsansatz mit einem starken Fokus auf Bewegungsoptimierung. Im Mittelpunkt der Arbeit sollten dabei insbesondere folgende Aspekte stehen:
- Identifikation von Dysfunktionen
- gezielte Korrektur muskuloskelettaler Defizite
- hochklassiges Bewegungscoaching
- Ausbildung und Aufklärung der Athleten

Meine eigene Erfahrung
Ich habe eine lange Karriere im Fußball hinter mir und dachte lange Zeit, dass der herkömmliche Trainingsansatz mit Kraftübungen mich zu einem besseren Athleten machen würde. Unwissend über die negativen Auswirkungen dieser Übungen auf meinen Bewegungsapparat, habe ich mir immer wieder selbst geschadet. Erst als mir diese Zusammenhänge bewusstwurden, habe ich begonnen, mein Training grundlegend zu überdenken.
Der Mythos, dass Kraft Sicherheit bedeutet
Die Fehlinterpretation von Kraft in der Elite-Athletik, insbesondere im modernen Fußball, hat dazu geführt, dass traditionelles Gym-Training als Instrument Nr. 1 zur Verletzungsprävention weitflächig eingesetzt wird. Der Fokus dieser Übungen liegt jedoch nur auf der Aktivierung vereinzelter isolierter Muskelgruppen, um durch die Stärkung insbesondere der gelenknahen Muskelsysteme das Verletzungsrisiko zu senken. Leider wird dadurch gerade das Gegenteil bewirkt, und die Spieler werden noch anfälliger für Verletzungen ohne gegnerische Einwirkung.
Die Definition der Elite-Athletik
Der menschliche Körper ist zwar komplex, aber genetisch und funktionell darauf ausgelegt, sich auf einfache und natürliche Weise zu bewegen. Wahre sportliche Fähigkeiten entstehen einzig und allein durch die Nutzung und Aktivierung dieser in uns verankerten natürlichen Bewegungsmuster zur optimalen Fortbewegung. Viele Fußballer verpassen dies jedoch, werden unqualifiziert aufgeklärt und stecken immer wieder im Endlostunnel wiederkehrender sportlicher und körperlicher Rückschläge fest.
Zeit zum Umdenken
Athleten sollten sich mehr auf die Korrektur körperlicher Einschränkungen und die Optimierung ihrer Bewegungen konzentrieren, anstatt auf Muskelzuwachs, der keinen funktionellen Nutzen für ihre Sportart bietet. Dafür erfordert es Mut und die Bereitschaft, sich von veralteten Trainingsmethoden loszulösen und stattdessen in Einklang mit natürlichen Bewegungsprinzipien zu arbeiten.
